Drachentraum

Sie harrte in der Feuersnacht,
dass der Bräutigam ward ihr gebracht,
die große Ehe zu vollziehen,
bevor die Kron' ihm wird verliehen.
Ein Feuer brannte in der Mitte,
mit Hitze es erfüllt' die Hütte.
Des Wartens in der Stille müde
suchte die Jungfrau Seelenfriede.

Doch mit dem Frieden kam ein Traum.
Der Raum um sie wich einem Baum
unermesslich alt und groß.
Ihr schlanker Körper nackt und bloß
lag in seinem Schattendunkel.
Sie blickte auf, sie sah ein Funkeln
in der Nacht am Rand der Dunkelheit,
die sie umhüllte wie ein Kleid
und wärmte ihre bange Seele.
Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle,
als das Funkeln näher kam
und schreckliche Gestalt annahm.

Schwarze Schuppen mit rot durchzogen,
unheimliche Kraft sah sie wogen,
als das Geschöpf sein Haupt zu ihr senkt',
sich immer näher zu ihr drängt',
ihren Duft einsog durch rauchende Nüstern.
Augen voll goldenen Feuers besahen sie lüstern.
Entsetzliche Klauen griffen nach ihr,
die goldenen Augen brannten voll Gier.
Das Untier ragte hoch über ihr auf,
voll Pein ließ sie dem Schicksal seinen Lauf,
ergab sich zitternd schließlich dem Ungeheuer,
verbrannte im heißen Drachenfeuer,
doch tat des Drachen Odem ihr keinen Harm,
als er die Jungfrau zu sich nahm
und sich mit ihrem Leibe vereinte.
Das Tier entschwand. Unterm großen Baum weinte
die junge Frau ihre Angst schließlich fort,
vergaß ihre Furcht vor dem düsteren Ort,
bis sie, ihr Leib von Schmerzen erfüllt,
nur vom Dunkel der Nacht verhüllt,
zwischen ihren Schenkeln voller Grauen
und glücklich einen Knaben konnt' schauen.

Morgaine harrte in der Feuersnacht,
dass der König würde zu ihr gebracht.
Doch eh' er noch kam, wusste sie schon,
sie würde gebären des Drachen Sohn.

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